Zitate aus dem Bereich "E-Musik"

 zuletzt hinzugefügt:
"Erfindet eine schöne Melodie, und eure Musik, welcher Art sie auch sei, wird schön sein und gefallen."

(Joseph Haydn, zit. auf "klassik.com")
 bisher:
"Singen ist das Fundament zur Musik in allen Dingen".

( Georg Philipp Telemann )

 »Das Anhören einer großen, vielstimmigen und schönen Musik ist gleichsam ein Bad des  Geistes: es spült alles Unreine, alles Kleinliche, alles Schlechte weg, stimmt jeden hinauf auf die höchste geistige Stufe, die seine Natur zulässt; und während des Anhörens einer großen Musik fühlt jeder deutlich, was er im Ganzen wert ist, oder vielmehr, was er wert sein könnte.«

(Arthur Schopenhauer)


Beethoven: Einige Worte über das Komponieren

"Musik ist das Klima meiner Seele, da blüht sie und schießt nicht bloß ins Kraut, wie die Gedanken anderer, die sich Komponisten nennen. Aber wenige verstehen, welch ein Thron der Leidenschaft jeglicher einzelne Musiksatz ist - und wenige wissen, daß Leidenschaft selbst der Thron der Musik ist."
"Was mich angeht. so wandle ich hier mit einem Stück Notenpapier in Bergen, Klüften und Tälern umher, und schmiere manches um des Brots und Geldes willen, denn auf diese Höhe habe ichs in diesem allgewaltigen ehemaligen Faijakenlande gebracht, daß, um einige Zeit für ein großes Werk zu gewinnen, ich immer vorher so viel schmieren um des Geldes willen muß, daß ich es aushalte bei einem großen Werk."
"Wenn ich dann und wann versuche, meinen aufgeregten Gefühlen in Tönen eine Form zu geben - ach, dann finde ich mich schrecklich getäuscht: ich werfe mein besudeltes Blatt voller Verdruß auf die Erde und fühle mich fest überzeugt, daß kein Erdgeborener je die himmlischen Bilder, die seiner aufgeregten Phantasie in glücklicher Stunde vorschwebten, durch Töne, Farbe oder Meißel darzustellen im Stande sein wird."

(zitiert in: Beethovens Denkmal im Wort - Hrsg. von Richard Benz. München, 1946)

Heinrich Heine schreibt über italienische Musik

"Es war ein echt italienisches Musikstück, aus irgendeiner beliebten Opera buffa, jener wundersamen Gattung, die dem Humor den freiesten Spielraum gewährt, und worin er sich all seiner springenden Lust, seiner tollen Empfindelei, seiner lachenden Wehmut, und seiner lebenssüchtigen Todesbegeisterung überlassen kann. Es war ganz Rossinische Weise, wie sie sich im »Barbier von Sevilla« am lieblichsten offenbart. Die Verächter italienischer Musik, die auch dieser Gattung den Stab brechen, werden einst in der Hölle ihrer wohlverdienten Strafe nicht entgehen, und sind vielleicht verdammt, die lange Ewigkeit hindurch nichts anderes zu hören, als Fugen von Sebastian Bach. Leid ist es mir um so manchen meiner Kollegen, z. B. um Rellstab, der ebenfalls dieser Verdammnis nicht entgehen wird, wenn er sich nicht vor seinem Tode zu Rossini bekehrt. Rossini, divino Maestro, Helios von Italien, der du deine klingenden Strahlen über die Welt verbreitest! verzeih meinen armen Landsleuten, die dich lästern auf Schreibpapier und auf Löschpapier! Ich aber erfreue mich deiner goldenen Töne, deiner melodischen Lichter, deiner funkelnden Schmetterlingsträume, die mich so lieblich umgaukeln, und mir das Herz küssen, wie mit Lippen der Grazien! Divino Maestro, verzeih meinen armen Landsleuten, die deine Tiefe nicht sehen, weil du sie mit Rosen bedeckst, und denen du nicht gedankenschwer und gründlich genug bist, weil du so leicht flatterst, so gottbeflügelt! - Freilich, um die heutige italienische Musik zu lieben und durch die Liebe zu verstehn, muß man das Volk selbst vor Augen haben, seinen Himmel, seinen Charakter, seine Mienen, seine Leiden, seine Freuden, kurz seine ganze Geschichte, von Romulus, der das Heilige Römische Reich gestiftet, bis auf die neueste Zeit, wo es zugrunde ging, unter Romulus Augustulus II. Dem armen geknechteten Italien ist ja das Sprechen verboten, und es darf nur durch Musik die Gefühle seines Herzens kundgeben. All sein Groll gegen fremde Herrschaft, seine Begeisterung für die Freiheit, sein Wahnsinn über das Gefühl der Ohnmacht, seine Wehmut bei der Erinnerung an vergangene Herrlichkeit, dabei sein leises Hoffen, sein Lauschen, sein Lechzen nach Hülfe, alles dieses verkappt sich in jene Melodien, die von grotesker Lebenstrunkenheit zu elegischer Weichheit herabgleiten, und in jene Pantomimen, die von schmeichelnden Karessen zu drohendem Ingrimm überschnappen."

(entnommen aus: Heinrich Heine, "Reise von München nach Genua", 1828)

Erste Kompositionsversuche

"Joh. Seb. Bachs erste Versuche in der Composition waren wie alle ersten Versuche mangelhaft. Ohne einigen Unterricht, durch welchen ihm ein Weg vorgezeichnet worden wäre, der ihn allmählich von Stufe zu Stufe hätte führen können, mußte er es so wie alle diejenigen, die ohne Leitung eine solche Bahn betreten, anfänglich machen, wie es werden wollte. Auf dem Instrumente auf und ab laufen oder springen, beyde Hände dabey so voll nehmen, als die fünf Finger erlauben wollen, und dieses wilde Wesen so lange forttreiben, bis irgend ein Ruhepunkt zufälliger Weise erhascht wird, sind seine Künste, welche alle Anfänger mit einander gemein haben. ... Bach blieb nicht lange auf diesem Wege. Er fing bald an zu fühlen, daß es mit dem ewigen Laufen und Springen nicht ausgerichtet sey, daß Ordnung, Zusammenhang und Verhältnis in die Gedanken gebracht werden müsse, und daß man zur Erreichung solcher Zwecke irgend einer Art von Anleitung bedürfe. Als eine solche Anleitung sienten ihm die damahls neu herausgekommenen Violinkonzerte von Vivaldi. Er hörte sie so häufig als vortreffliche Musikstücke rühmen, daß er dadurch auf den glücklichen Einfall kam, sie sämmtlich für sein Clavier einzurichten. Er studirte die Führung der Gedanken, das Verhältniß derselben untereinander, die Abwechselungen der Modulationen und mancherley andere Dinge mehr. ... So vorbereitet, bedurfte es nun nur Fleiß und ununterbrochene Uebung, um immer weiter, und endlich auf einen Punkt zu kommen, auf welchem er sich nicht nur ein Kunst-Ideal erschaffen, sondern auch hoffen konnte, es mit der Zeit zu erreichen."

(aus J. N. Forkel: Ueber Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke, Leipzig, 1802)

Aus Leo Witoszynskyis Buch: "Über die Kunst des Gitarrespiels", 2003, Doblinger 09692, in dem in einem Kapitel u.a. von prinzipiellen Unterschieden zwischen Instrumentalisten und Dirigenten die Rede ist.... (Es handelt sich um einen Textauszug von Gerhard Mantel, 1987, zitiert auf S. 96):

"In dieser Hinsicht haben es Dirigenten etwas leichter [als Instrumentalisten]. Natürlich müssen sie die Musik im Herzen, die Partitur im Kopf haben, die Schlagtechnik beherrschen, darüber hinaus über ein umfassendes musikalisches Wissen verfügen sowie die Möglichkeiten der Instrumente gut kennen. Doch der Umgang mit (...) dem Dirigentenstab wirft nicht allzu schwerwiegende technische Fragen auf. Manche Dirigenten verzichten sogar auf ihn, wenn sie Musik gestalten wollen. Sie können dann umso besser den Verlauf der Töne mit ihren Händen modellieren und den Musikern ihre Vorstellungen suggerieren. In jedem Fall aber können Dirigenten ihre Bewegungsfreude einsetzen und so die Musik durch Gestik und Mimik sogar sichtbar machen. Sie können bei wachem Verstand und wachen Sinnen in ihren Gefühlen schwelgen und Musiker wie Publikum mitreißen. Ein Dirigent wie Leonard Bernstein hat bestimmt das Attribut "Ausdruckstänzer" [ treffend formuliert! ] verdient. (...) "

Ausschnitt aus den Tagebuchaufzeichnungen des Komponisten Sergej Prokofjew. Er äußert sich darin aufschlussreich zum Vorgang des Komponierens am Instrument im Allgemeinen und legt seine Ansichten über das Improvisieren im Speziellen dar (zitiert in: "Rondo" Nr.2, 2003)

Beethoven und Giuliani im Spiegel eines Zeitgenossen

Johann Friedrich Reichardts Bericht
vom 10. Dezember 1808 über ein Liebhaberkonzert


"Einem Liebhaberkonzert, das für den Winter zugegangen ist, habe ich hier auch schon beigewohnt, das mich seiner äußeren Einrichtung nach aber fast getötet hat, ungeachtet die Gesellschaft sehr angenehm war. In drei ziemlich kleinen Zimmern, wie ich sie hier fast noch nie gesehen hatte, war eine große Menge Zuhörer aus allen Ständen und eine fast ebenso große von Musikern zusammengepfropft, daß mir Luft und Gehör verging. Zum Glück verging mir nicht das Gesicht auch; denn es waren zum Teil sehr hübsche, feine Damen da, von denen einige auch sehr artig sangen. Aber selbst sehr gute Sachen von Beethoven, Romberg, Paer u. a. konnten keine Wirkung tun, da man in dem engen Raum von dem Lärm der Trompeten und Pauken und allen möglichen Blasinstrumenten ganz betäubt war. Indes bekam ich dort etwas sehr Vollkommenes zu hören, das denn auch ganz hierher paßte und dadurch um so wohltätiger wirkte. Es war ein neapolitanischer Gitarrenspieler (Mauro Giuliani), der so vollkommen spielte daß er mir oft die schöne alte Zeit des echten Lautenspiels zurückrief. Ich habe nie etwas so Vollkommenes auf einem so unvollkommenen Instrument gehört. Dann sangen noch zwei Italiener mit ihm mit angenehmer Tenor- und Baßstimme eine kleine französische Romanze: La Sentinelle, die vor dem Feinde in heller Nacht auf dem Posten steht und seine Wünsche und Beteuerungen den Winden an sein Mädchen gibt, daß er für sie nur wache, lebe, fechte und sterbe. Eine allerliebste und marschmäßige Melodie hatte der feine Italiener, der auch ein sehr schöner junger Mann, ein wahrer Antinous war, sehr artig für die Gitarre eingerichtet und mit lebhaften Zwischenspielen bereichert. Das paßte ganz fürs Zimmer und für die Gesellschaft, die auch davon entzückt war, es aber nicht zu fühlen schien, daß der ganze angenehme Eindruck durch Beethovens übermächtige, gigantische Ouverture zu Collins ,,Coriolan" wieder zerstört wurde. Gehirn und Herz wurden mir von den Kraftschlägen und Rissen in den engen Zimmern fast zersprengt, die sich jeder bemühte, so recht aus Leibeskräften zu verstärken, da der Komponist selbst gegenwärtig war. Es freute mich sehr den braven Beethoven selbst da und sehr fetiert da zu sehen, um so mehr, da er die unseelige hypochondrische Grille im Kopf und Herzen hat, daß ihn hier alles verfolge und verachte. Sein äußeres störrisches Wesen mag freilich, manchen gutmütigen, lustigen Wiener zurückscheuchen und viele unter denen, die sein großes Talent und Verdienst auch anerkennen, mögen wohl nicht Humanität und Delikatesse genug anwenden, um dem zarten, reizbaren und mißtrauischen Künstler die Mittel zur Annehmlichkeit des Lebens so anzubringen, daß er sie gerne empfinge und auch seine Künstlerbefriedigung darin fände. Es jammert mich oft herzinnig, wenn ich wieder überzeugt bin, daß seine besten originellsten Werke nur in solcher eigensinniger tief mißmutiger Stimmung hervorgebracht werden konnten. Menschen, die sich seiner Werke zu freuen imstande sind, sollten dieses nie aus den Augen lassen und sich an keiner seiner äußeren Sonderbarkeiten und rauhen Ecken stoßen: Dann erst wären sie seine echten, wahren Verehrer".

(zitiert in: "nova giulianiad" 1/83, S.19)

Meinungen eines Zeitgenossen und eines Nachfahren über Johann Sebastian Bach

»Dieser große Mann würde von allen Nationen bewundert, wenn er mehr Anmut hätte und seine Kompositionen nicht durch so viel Schwulst und Verworrenheit verdürbe; und wenn er nicht durch ein Übermaß an Künstlichkeit ihre Schönheit verdunkeln würde.«

Johann Adolf Scheibe über J. S. Bach (aus "Der critische Musicus", 1737)

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»Ich sprach mir's aus: als wenn die ewige Harmonie sich mit sich selbst unterhielte, wie sich's etwa in Gottes Busen, kurz vor der Weltschöpfung, möchte zugetragen haben, so bewegte sich's auch in meinem Innern, und es war mir, als wenn ich weder Ohren, am wenigsten Augen und weiter keine übrigen Sinne besäße noch brauchte.«

Johann Wolfgang von Goethe über J. S. Bach (aus einem Brief an Zelter, 1827)

(zitiert im "Stretta"-Newsletter Nr. 98 aus Mai 2005)