Tipps und Anmerkungen zu Themen aus dem Bereich Musik
(Objektiv gesehen ziemlich subjektiv ...)

ZULETZT HINZUGEFÜGT

Tendenziöse "Analysen"


Ein Phänomen in der Musikwissenschaft war mir schon von jeher suspekt: die in vielen Publikationen schnell zu durchschauende Absicht, den Wert oder die Bedeutung einer Komposition mit Hilfe einer "Analyse" (manche nennen es auch verächtlich "Fliegenschisszählerei") nachträglich und quasi künstlich noch zu erhöhen oder gelegentlich auch herabsetzen zu wollen.
Es wird dabei unterstellt, man könne sich einem Musikstück sowieso nur 'ernsthaft' annähern oder es `verstehen`, wenn die zugrundeliegende `Chemie` in all ihren Einzelheiten erkannt und ausgebreitet wurde; gerade so, als müsse z.B. eine bereits mit Freude genossene und weiterempfohlene Obstsorte vom Wochenmarkt unbedingt noch gleich zur Untersuchung ins Labor, wodurch der Käufer/Esser den wahren Wert der Ware erst erkennen könne, denn seine Erfahrung und sein Empfinden im direkten Umgang mit der Sache werden als nicht hinreichend eingestuft für eine "fundierte" Meinungsbildung. Es mag ja sein, dass für das Ohr zunächst "verborgene" Qualitäten/Mängel sich auf diese Weise noch hier und da entdecken lassen....

Ich meine aber, wenn ein Musikstück etwas zu bieten hat, dann wird es ganz(heitlich) allein durch sich selbst und ohne bedeutungsschwangere 'Aufklärungsarbeit' (die sich zudem leider oftmals wichtiger nimmt als den zu analysierenden Gegenstand) auf die Hörer direkt `wirken` - und das u. U. auch noch in späteren Jahrhunderten, wie die Erfahrung lehrt. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass detailierte Analysen oder Informationen zur Entstehungsgeschichte von Kompositionen usw. nicht ihren Sinn hätten (um etwa den "Stil" eines Komponisten oder einer Epoche zu beschreiben etc.), aber die eigentliche Wertung über ein Musikstück findet doch glücklicherweise immer noch über die "Schwingungen" statt, die den Hörer erreichen oder eben nicht, wobei sich diese allerdings nicht zwangsläufig schon beim ersten Hören übertragen müssen, denn gut Ding will bekanntlich manchmal Weile haben....

Ein jedenfalls besonders groteskes Beispiel für eine "Analyse" der oben beklagten Art, angefertigt von einem Schönberg-Schüler (zum Lobe seines ach so unverstandenen Meisters und zur Rechtfertigung von dessen Streichquartett Nr.2, op.10), findet sich in Auszügen ab Seite 260 im Taschenbuch "Musik gedeutet und gewertet" (Klüppelholz, Busch, Hsg.), DTV 2937. Durch ein irrwitzig kleinschrittiges Aufzeigen von vermeintlichen Zusammenhängen (es bleibt praktisch keine Note ohne analytische Zuweisung und zigfachen Querverweis) soll der kunstvoll geschmiedete Plan des Lehrers aufgezeigt werden, der - mag er auf dem Papier seine Töne noch so konsequent in Reihe gebracht haben - praktisch damit eben doch bei den Hörern auf Unverständnis stieß bzw. zwangsläufig stoßen musste und aus heutiger Sicht kann man von Glück sprechen, dass Schönberg noch andere Schüler (ich bevorzuge Alban Berg, s. hierzu auch weiter unten!) in seinem Gefolge hatte, die sein kopflastiges System schon bald um mehr "Bauch"-Anteile erweiterten oder gleich ganz aufweichten...

Noch einmal anders zusammengefasst: Jede im Ergebnis überzeugende Aufführung einer Musik ist mir allemal lieber als viele Worte der "Erläuterung", so eloquent sie auch gewählt sein mögen. Und dies nicht nur, weil es ohnehin schwer genug ist, Musik in Worte zu fassen (insbesondere die "Hermeneutiker" haben ja für so manch 'blumige' Interpretation von Musikstücken gesorgt), sondern weil es am Ende die Musik selbst ist, die 'ansprechen' muss, will sie denn als solche bestehen, und - ansprechen meint hier keinesfalls 'anbiedern'....

BISHER

Michael Jackson or "King of (...)" what?! - For me "This is it" not....

Der Online-Händler Amazon bot kürzlich "The Ultimate Collection" mit rund 50 Songs für einen Spottpreis zum Download feil. Grund genug für mich, schnell einige grundsätzliche Gedanken zum Thema Michael Jackson loszuwerden. Und gleich frei heraus: er hat mich aus rein musikalischer Sicht nie wirklich interessiert und der ganze 'Hype' um diesen angeblichen "King of Pop" und die dreisten Versuche, einer finalen, "ultimativen" Vermarktung über (gefühlt) 93 verschiedene "Best of..."-Sampler, schnell zusammengeschusterte Filmdokumente etc. - alles geschenkt....

Trotzdem habe auch ich den Tod dieses wohl eher als 'tragische Figur' zu bezeichnenden Mannes im letzten Jahr zum Anlass genommen, mich als grundsätzlich aufgeschlossener Musikhörer dem 'Phänomen' Jackson noch einmal intensiv zu nähern und mich mit seinem musikalischen Erbe auseinanderzusetzen. Ich bin dabei damals immerhin auf gut 20 Titel gestoßen, die ich - mein Beitrag zur Finanzierung der Beerdigungskosten... - für meine persönliche Sammlung erworben habe. So "here are the results" according to what I would call my Jackson favorites:
"Black or white, Wanna be startin' somethin', Billie Jean, Man in the mirror, Who is it, Give in to me, Keep the faith, Speechless, Privacy, Cry, They don't care about us, Will you be there, Beat it, Stranger in Moscow, Earth Song, Beautiful girl, Come together, Fall again, Leave me alone, Scared of the moon, Streetwalker, The way you love me, We've had enough".
Darunter sicher auf höchstem Niveau produzierte (Disco-)Popmusik aber doch nichts, was musikalisch irgendwie groß zur Nachahmung reizen würde, außer vielleicht klangtechnische Spielereien.... Was Michael Jackson-Fans am ehesten zum Nachahmen anregte waren doch wohl eher Tanzschritte oder sonstige 'Besonderheiten' seiner Bühnen-"Performance", die ja sicherlich auch außergewöhnlich war, zudem auch Details seiner mit viel Aufwand produzierten Musikvideos; viele andere wiederum waren wohl auch fasziniert von dem ganzen (teils mehr als 'affigen') 'Kinderkram' der skurrilen Glitzerwelt, die er privat um sich herum baute ("Neuschwanstein" goes Pop....). Auch das habe ich immer eher belustigt als interessiert zur Kenntnis genommen.... Unter den von mir favorisierten Titeln findet sich übrigens auch ein "Cover" einer wirklich bedeutenden Band (...). Es gibt bei genauerem Zuhören allerdings darunter noch ein Quasi-Cover, denn von welchem Stück außer "Give peace a chance" sollte denn "They don't care about us" wohl sonst beeinflusst sein? - Und übrigens: Dass gerade "Thriller" zum meistverkauftesten Popalbum wurde, ist bei näherer Betrachtung auch wohl eher mit geschickter Vermarktung denn mit außergewöhnlicher musikalischer Substanz zu begründen. Selbst der angeblich so unwiderstehliche "Billie Jean"-Groove hat Vorbilder....

Aber ich möchte hier nicht nur die zweifelhaften Seiten dieses "Megastars" hervorkehren, denn außer mit maßlosen Shopping-Orgien hat sich Michael Jackson ja auch als spendenfreudiger "Gutmensch" hervorgetan. Wie sagte er doch stets bei seinen Auftritten? - "I love you all". - Na dann...; das hat der mindestens ebenso weit von der Wirklichkeit entfremdete ehemalige Stasi-Oberst Erich Mielke (eingedeutscht: "Ich liebe doch alle, alle Menschen") bei seinem denkwürdigen Auftritt vor der DDR-Volkskammer auch gesagt....


Dirigenten


Neben allen sonstigen grundsätzlichen Unterschieden gibt es meines Erachtens selbst unter den bekannteren "Stabführern" noch unterschätzte, weil nach außen eher unauffällige Typen, wie etwa Blomstedt, aber auch maßlos überschätzte "Licht"-Gestalten, wie das Beispiel Karajan zeigt; es gibt die ‚Alle- und Allesdirigierer' wie Mehta, die zuweilen überschwänglichen 'Partiturtänzer', wie Bernstein einer war, auch die 'zackigen' oder 'drögen' Charaktere wie Solti oder Böhm; es gab und gibt unter ihnen desweiteren viele "Quereinsteiger" wie Harnoncourt, Barenboim oder Brüggen, sogenannte "Grandseigneure", von Toscanini bis Wand, gegenwärtig vielleicht in Person von Abbado, auch dirigierende Komponisten, wie Boulez, Britten (oder wiederum Bernstein), ebenso komponierende Dirigenten, wie Szell, Maazel u. a., auch Kultfiguren und "schräge Vögel" wie Celibidache und Stokowski. Unter den Vertretern der gegenwärtigen Dirgenten-Elite, wie beispielsweise Metzmacher und Thielemann, finden sich auch solche mit medienunterstütztem Sendungsbewusstsein, wie bei Rattle (und natürlich wieder ehemals auch schon bei Bernstein) zu beobachten, sogar solche, die mit eigenem "Label" nach mehr Unabhängigkeit streben, wie bei Gardiner neuerdings der Fall; es sind schließlich auch „echt peppige" Typen darunter, wie die "angesagten" Herren (Paavo) Järvi oder Minkowski u. a. und natürlich ganz viele, eigentlich sehr gute (Stefan Soltesz in Essen z. B. oder Simone Young in Hamburg - hoppla! - eine Frau!?), die es (noch) nicht regelmäßig bis auf die vorderen "Chart-Plätze" der breiten öffentlichen Berichterstattung gebracht haben....

"Wie im richtigen Leben" haben sie mehr oder weniger alle neben ihren "Sternstunden" auch mal schwächere Leistungen abgeliefert, bzw. lag oder liegt ihnen diese oder jene Musik näher; das beweisen die unzähligen, von ihnen eingespielten Tonträger und das kann man ebenso über Kritiken in den einschlägigen Fachblättern, Foren etc. mitverfolgen. -
Vorhandene Tonaufnahmen sind im Digitalzeitalter problemlos auf die jeweils neuesten Medien zu übertragen und werden dadurch in gewisser Weise nun "zeitlos", weshalb bei der bereits heute schier unüberschaubaren Fülle von CD-, DVD-(und immer mehr auch MP3-)Angeboten am Markt konkrete Tipps für besonders gelungene Einspielungen immer mehr Sinn machen. Ich nenne ja deshalb auch auf meinen Seiten meine jeweiligen persönlichen Favoriten und lasse mich im Gegenzug auch bereitwillig auf die Tipps anderer ein. Das Leben ist kurz....
Natürlich möchte sich auch die gegenwärtige Dirigenten-Schar noch mit "eigenen" Interpretationen für die Nachwelt verewigt wissen. Ihre Aufnahmen von Werken des Standard-Repertoires werden sich jetzt aber immer an den bereits "zeitlos" vorhandenen messen lassen müssen. Dies kann man einerseits positiv sehen, da mit Hilfe des Studiums von allgemein anerkannten „Referenz"-Einspielungen grundsätzlich auch eine Art von Optimierung möglich ist; negativ betrachtet kann das auch ein unvoreingenommenes Herangehen an ein Werk behindern und am Ende im klanglichen Ergebnis alles so wirken lassen wie bereits zigmal dagewesen oder kann sich wie im Falle von Carlos Kleiber auswirken, der vor Werken, die sein ebenso hochangesehener Vater bereits einmal eingespielt hatte, zurückschreckte, da er meinte, dessen interpretatorische Qualität sowieso nicht erreichen zu können (was sich heutzutage z.B. mit der Veröffentlichung der Einspielungen der hörenswerten zweiten Sinfonie Borodins durch Vater und Sohn nun tatsächlich auch direkt vergleichen lässt...).

"Kult" - und ein überaus interessanter Vertreter der über ihre Tondokumente nun stets "greifbaren" Dirigenten-Zunft - ist er auch für mich, dieser Carlos Kleiber, der nur relativ wenige, dafür aber immer sehr gute und einige absolut herausragende "offizielle" Aufnahmen veröffentlicht hat. (Ich versuche immer noch, nach und nach alle Tonträger über ihn zu sammeln, was nun, entgegen meiner ursprünglichen Erwartung, immer teuer für mich wird, da nach seinem Tod mehr und mehr - z. T. amateurhafte - Live-Mitschnitte auf den Markt kommen...). Kleiber bediente aber beinahe ausschließlich das klassisch-romantische Repertoire.
Andere, immer interessante "erste Instanzen" für gerade diese Epochen sind für mich nach Möglichkeit auch Furtwängler und - seitdem ich als Jugendlicher mal von seiner Einspielung der vierten Bruckner-Sinfonie fasziniert wurde - vor allem Klemperer, der heutzutage - insbesondere wohl auch dank der zahlreichen (Neu-)Veröffentlichungen - immer mehr die nachträgliche Würdigung findet, die ihm m. E. zusteht, während Karajans "Licht" trotz seines selbstinszenierten, extrem gut dokumentierten Erbes bereits jetzt mehr und mehr zu verglühen scheint. (Das bedeutet ja nicht, dass Karajan nicht seine Verdienste gehabt und auch diverse mustergültige Einspielungen hinterlassen hätte, die zu hören sich wirklich lohnen, sondern dass nach diesem jahrzehntelangen Hype um seine Person andere in die öffentliche Wahrnehmung rücken, die es ebenso - wenn nicht sowieso mehr - verdient hatten und haben, wahrgenommen zu werden…).

"Melting Pot"-Music or: "That's Jazz"...

"Interessante" Instrumentalisten und Komponisten, z. B. solche, die einen unverwechselbaren "Stil" gefunden und entwickelt haben, heben sich selbstverständlich auch in anderen Musik-Sparten zwischen Pop und Klassik von der großen Masse der Ausübenden ab. Was ist also gerade am Jazz und seinen 'Vermittlern' so besonders, dass sich vermeintlich Intellektuelle so auffallend häufig damit schmücken, "Jazzkenner" oder doch zumindest "Jazzliebhaber" und Fan von XY zu sein? (Auch unter "gelernten" Klassikern macht Mann und Frau sich heutzutage gerne mal mit "...ich kann auch Jazz" wichtig - und nur die Wenigsten können es wirklich.... Selbst die gutbetuchte Dame von Nebenan meint ja mittlerweile, dass zur vollkommenen Selbstverwirklichung noch Privatstunden am Alt-Saxophon gehören. Und: Sind wir als "aufgeschlossene" Musiker nicht alle schon mal auf der Suche nach dem angeblich "ultimativen Jazz-" Zauber von Miles Davis' "Kind of blue" gewesen - und haben diesen womöglich am Ende aufgrund unseres schlichten Gemüts einfach "überhört"? - oder sind gar dabei eingeschlafen, weil diese Aufnahmen ja so "total entspannt" 'rüberkommen ...).

Das Besondere in der "Nischenmusik" "Jazz" liegt aus meiner Erfahrung heraus sicher nicht in der formalen Anlage oder der harmonischen oder melodischen Einzigartigkeit der Musik begründet und auch nicht in einer ungewöhnlichen rhythmischen Komplexität. Nein, die hier stets auch erwartete Komponente der "Improvisation" ist es wohl, die bei dieser Musik ein Alleinstellungsmerkmal darstellt, verbunden mit den in der Regel damit gleichzeitig vorausgesetzten, "besonderen" instrumentalen und vokalen Fähigkeiten der Protagonisten, die sich "frei" und "spontan" in der jeweiligen Musik bewegen können sollen und dies dann in der Regel auch ausgiebig unter Beweis zu stellen versuchen.- Doch hierin liegt meines Erachtens auch gleichzeitig eine große Schwäche dieser Musik, denn auch im Zusammenhang mit Improvisation sind Muster, Regeln und damit Grenzen praktisch vorgegeben oder doch im Grunde nötig, um nicht im Effekt trotz aller vordergründigen Virtuosität gänzlich beliebig zu wirken (wie u. U. in der bereits überlebten Phase des "Free Jazz").
Es ist wohl auch hier die (letztlich doch gut vor-) überlegte und strukturierte "Dramatik" des Ablaufs (das raffiniert gestaltetete Arrangement) und auch der besondere "Ton" oder das besondere "Feeling" (Einfühlungsvermögen) eines Spielers, der einen jazzartigen Vortrag - jedenfalls dauerhaft - interessant erscheinen lässt. Und ebenso wichtig sind natürlich auch hier mitreißende "Themen" (Melodien), Rhythmen und interessante Harmonie-Verbindungen.... "A good song is a good song, is a good song..." (und auch sonst ist alles ganz wie oben angedeutet und also nichts wirklich "Besonderes"). - Am ideellsten erfüllt erscheint mir Jazzmusik dann zu sein, wenn über den Weg der Quasi-Improvisation ein ganz neues Werk "aus dem Augenblick heraus" entsteht (Keith Jarret: "Köln-Concerto" o. ä.); aber dieser Vorgang stellt sich für den Großteil der Klassiker, die es gewohnt sind am Instrument zu komponieren, doch auch nicht anders dar und erst recht nicht für das Heer von Pop- und Rockmusikern.
Was ist also so besonders am Jazz und seinen Vermittlern? - außer, dass sich viele ausgesprochene "Sonderlinge" in dieser Musiksparte tummeln, die sich gerne in der Rolle von "Intellektuellen" sehen (und dabei wohl auch selbst gefallen), da diese Musik ja angeblich vor allem den Intellekt anspricht oder ansprechen soll....

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"Anna, Anna"

(-Rufe begleiteten auch diese Aufführung - und diesmal absolut zu Recht ...)

Sie wurde insbesondere von den einschlägigen Medien in küzester Zeit zur der Vorzeige-Sopranistin der Opernwelt hochgejubelt. Seite an Seite mit Rolando Villazón (der sich zwischendurch eine Auszeit gönnte und damit vielleicht dem Gefühl des Verheiztwerdens trotzen wollte) hastet sie nun bereits seit einigen Jahren von einem "Event" zum nächsten, um einige der "Greatest Hits" der Operngeschichte zur Freude insbesondere eines erlebnishungrigen Publikums abzuarbeiten, was m. E. nicht immer zu wirklich überzeugenden Resultaten führte ....

Und doch möchte ich hier und jetzt für sie vorstellig werden und den geneigten Lesern eine Aufführung zur Ansicht empfehlen, bei der sie, Anna Netrebko einmal all die besonderen Qualitäten für das Opernfach gebündelt unter Beweis stellen konnte, deretwegen sie allgemein gerühmt wird und wofür sie diesmal nur zu Recht auch vom New Yorker Publikum mit lautstarken Beifallskundgebungen gefeiert wurde.
Das ist ihr meines Erachtens als Hauptpdarstellerin eines auch insgesamt sehr gut besetzten Ensembles (mäßig ist nur ihr schwächelnder Tenor-Partner) absolut überzeugend gelungen, wovon man sich im DVD-Mitschnitt von Bellinis "I Puritani", aufgezeichnet in der "MET", 2007, ein Bild (natürlich auch mit Ton, u.a. wunderbar klingende Hörner) machen kann. Sehr gute Aufzeichnungsqualität der DGG-Doppel-DVD in allen Punkten und dazu noch kurzweiliges "Bonus"-Material (das u.a. Blicke hinter die Kulissen erlaubt) runden den hervorragenden Gesamteindruck dieser DVD-Produktion ab.

Ach ja...
Wer behauptet, dass Opernhandlungen nur zu häufig indiskutabel schlecht zusammengeschrieben sind (was auch mir u.a. lange Zeit den Zugang zu diesem Genre versperrt hat), wird auch bei diesem "Romeo und Julia"- Verschnitt (mit gutem Ausgang) wieder eher bestätigt, aber zum Glück gibt es da ja noch die Musik, die hier zudem außerordentlich attraktiv daherkommt. Bellini ist es gelungen, eine Zug-"Nummer" an die andere zu reihen, was diese Oper jedenfalls in dieser Hinsicht zu einer meiner Favoriten des Belcanto-Repertoires macht.


Nachsatz:
Liebe Anna! Eine "Callas" bist Du trotz meiner Euphorie über diese, Deine Leistung in meiner Wahrnehmung deshalb noch lange nicht, aber die Rolle der Elvira hat auch die Diva aller Diven nicht entscheidend besser und vor allem glaubhafter verkörpert. Das adelt Dich ...
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Über lohnende Entdeckungen und eher abschreckende Erfahrungen...

Es gibt ja gerade in der "klassischen" Musik immer wieder Entdeckungen/Wiederentdeckungen zu machen, denn vielleicht gilt gerade auch hier, dass nicht alles, bloß weil es gegenwärtig nicht gespielt, verlegt oder von Schulbuchautoren als vermeintlich "wichtig" eingestuft und wiedergegeben wird, deswegen zwangsläufig uninteressant oder gar wertlos sein muss.
In diesem Zusammenhang sei ergänzend angemerkt, dass es für mich beispielsweise unverständlich ist, warum ein gerade aus heutiger Sicht so vielschichtig und ideenreich wirkender "Neuerer" wie Charles Ives bei uns immer noch so wenig beachtet und gespielt wird. Dafür füllt mehr und mehr Schrifttum über Arnold Schönberg die Regale. Dessen einzige neue Methode - aus seiner historischen Sicht vielleicht konsequent entwickelt, aber für mein schlichtes Gemüt und Empfinden viel zu "kopflastig" und schematisch angelegt - wurde doch bereits von seinen eigenen "Schülern" wohl nicht zuletzt wegen ihrer spürbaren oder doch zu befürchtenden "Entfremdung" vom Hörer in seinem strengen Regelwerk gleich wieder aufgeweicht bzw. um andere "musikalische" Aspekte erweitert.
Ein Glück, dass aus dieser "Schule" wenigstens ein Alban Berg für mich für bleibende, auch emotional ansprechende Hörerlebnisse gesorgt hat. Auch Anton Webern wäre mir wohl insgesamt zugänglicher geworden, wenn er sich mehr auf sich selbst und seine frühen (gewachsenen) Vorbilder verlassen und am Ende dabei mehr Werke wie "Im Sommerwind" o.ä. hinterlassen hätte, anstatt sich wie sein "Lehrer" Schönberg an ach so kunstvoll "verdichteten" Miniaturen abzuarbeiten und wie der dafür zu riskieren, bei Generationen von "Leistungskurs Musik"-Schülern ein Leben lang in schlechter Erinnerung zu bleiben....

So ist denn auch festzustellen, dass zwölftönig angelegte Musik auf die große Masse der interessierten Klassik-Hörer und Konzertgänger - selbst beinahe ein Jahrhundert später noch und um viele weitere Hörerfahrungen mit "moderner Musik" bereichert - trotz ihres Anspruchs und der ausgefeilten und noch erweiterten Konstruktionsprinzipien wohl im gegenteiligen Effekt eher "zufällig" wirkt und gänzlich unvorbereiteten Hörern deswegen sogar beliebig austauschbar oder u. U. nur abschreckend erscheint. - Ein Problem mehr für die Musikpsychologen.... und für Komponisten wie Penderecki, der, nachdem er sich auf seine alten Tage auf überlieferte Traditionen zurückbesonnen und tonale Verhältnisse wieder zuzulassen bereit ist - und damit auch tatsächlich wieder eine breitere (und bereitere) Öffentlichkeit erreichen konnte - dafür nun aber deftige Kritik seitens der unverbesserlichen Altgesellen ( ich meine natürlich 'Altseriellen') einstecken muss. (Ich denke: Damit kann der Mann leben...).

Keine andere Neuerung in der abendländischen Kunstmusikgeschichte hat für mich wohl mehr zur genannten und weithin beklagten Entfremdung zwischen "modernen" Komponisten und Rezipienten beigetragen. Soll man sich aber ernstlich noch länger darüber wundern oder sogar beklagen, dass eine Musik auch heute noch nicht wirklich "angenommen" wird , die sich zwar über "Analysen", aber selbst von den geübtesten Hörern kaum übers Ohr allein erschließen lässt ...? Was macht diese dann für einen Sinn, außer sich selbst und der Musikwissenschaft als Untersuchungsgegenstand zu genügen? - Ich habe für mich jedenfalls die Erfahrung machen können, dass es reizvollere Ansätze und Beispiele für eine "Neue Musik" gab und gibt (einige Beispiele hierfür werde ich sicher auf meinen Seiten benennen) und dass es sich kaum lohnt, sich in der Sackgasse "Dodekaphonie" und deren Nachfolge umzutun.
"Neue Musik" darf für mich durchaus auch mal ganz atonal, vierteltönig, in Clustern, aleatorisch zufällig, aggressiv instrumentiert, geräuschhaft oder sonstwie daherkommen, wenn sie denn wenigstens etwas Interessantes an sich hat, das einem einen Sinn, eine Orientierung und am besten auch noch Emotionen vermitteln kann, wenn sie einen kurz gesagt mit musikalischen Mitteln wirklich anzusprechen vermag und eben nicht vorwiegend oder gar ausschließlich den Intellekt bedient. Sie muss ja dabei nicht gleich immer "Glücksgefühle" entstehen lassen, aber "zwei Kreissägen im Abstand eines Vierteltons" vermögen nunmal nicht, solche bei mir hervorzurufen und deshalb würde auch ich mir freiwillig solch ein musikalisches "Erlebnis" nicht ein zweites Mal antun ....