Lieblingsmusiker und Lieblingsmusiken - Klassik

Ich möchte zum besseren Verständnis meiner Auswahl voranstellen, dass meine persönlichen Hörvorlieben maßgeblich dadurch vorbestimmt sind, dass ich von den prägenden musikalischen Parametern wie Melodie, Harmonie und Rhythmus oder auch Klang/Instrumentation immer schon das Melodische (Thematische) als das für die Nachhaltigkeit entscheidendste Element in einem Werk wahrgenommen und empfunden habe. Natürlich bin ich auch immer mal wieder fasziniert von anderen Größen, die in einem Musikstück dominant hervortreten und es unverwechselbar und attraktiv machen können, aber zugegeben: Ich bin sehr melodienverliebt, weshalb sich unter den derzeitigen "Top 5" meiner persönlichen Hitliste wohl jene Komponisten finden, die sich meiner Kenntnis und meinem Empfinden nach gerade auch auf diesem Gebiet durch besonderen Erfindungsreichtum hervorgetan haben. - Schließlich braucht herausragende Musik aber m. E. auch möglichst ebensolche Interpretationen, um entsprechend zu überzeugen und so habe ich denn nach meinem Kenntnisstand diverse Hör-Tipps diesbezüglich mit angefügt.


ZULETZT HINZUGEFÜGT

Von Franz Schubert, mit dessen Kompositionen ich mich später auch insbesondere im Musikstudium auseinandergesetzt habe, fühlte ich mich das erste Mal bewusst "berührt", als ich noch als Schüler eher zufällig seine Klaviersonate in a-moll, D784 auf einer der ersten Veröffentlichungen des noch jungen Grigorij Sokolov ( klicke hier! ) wahrnahm ( - und: "Guckst Du auch hier! - hierbei dürfte es sich um die '95er Christian Zacharias-Einspielung handeln, die im 1. Satz eine vergleichbar hohe Interpretationsqualität besitzt). Ich war sofort "hin und weg" und habe diese Aufnahme damals 'zig Male abspielen lassen. Nun habe ich wiederum eher zufällig dieses Stück für mich nach mehr als drei Jahrzehnten quasi wiederentdeckt und ich musste feststellen, dass sich an meinem emotionalen Zugang zu diesem Werk in all den Jahren grundsätzlich nichts geändert hat: Ich fühlte mich wiederum sofort "angesprochen" und habe jetzt nicht nur die Möglichkeit zu einem ausgiebigen Interpretationsvergleich genutzt, sondern auch den Großteil der Klavierwerke Schuberts inclusive der anderen Sonaten anghört.

Ich möchte es kurz zusammenfassen: Von allen (acht) mir bekannten Aufnahmen dieser tiefgründig "musikalischen" Sonate, die dazu noch in wohltuendem Gegensatz zu dem die Spätromantik beherrschenden Lisztschen Klaviertheater daherkommt, kann ich neben der Sokolov-Doppel-LP-Aufnahme (so man diese denn noch irgendwo auftreiben kann) auch eine des ebenso blutjungen Evgenj Kissin empfehlen (bei Amazon), auch die von Mitsuko Uchida und insbesondere die Einspielungen von zwei bereits verstorbenen "Altmeistern" ihrer Zunft: Svjatoslav Richter (live) und "Solomon" ("Testament", alle bei "jpc"), denn auf den letztgenannten CDs befindet sich eine Kopplung mit der Sonate in A, D664, die ich für mich ganz neu entdeckt und wiederum sofort ins Herz geschlossen habe (obwohl völlig anders geartet, unbeschwerter, eingängiger, formal kompakter, wohl auch technisch leichter und mehr noch den Vorbildern der Klassik nachempfunden). Dabei bevorzuge ich persönlich bei der A-Dur-Sonate die Fassung mit Solomon, der hier meiner Meinung nach bis auf das leicht gehetzte Anfangstempo einfach alles "richtig" macht - und: Der Mann verfügt über einen phänomenal ausbalancierten Anschlag; da geht kein Tönchen 'verloren'.... Lediglich bei der Qualität der älteren Mono-Aufnahme muss man Abstriche in Kauf nehmen und die angehängte Beethoven-Sonate wirkt auf mich eher "erschreckend" und will so gar nicht zum Übrigen passen....
Bei D784 ziehe ich die Richter-Version vor (auch wenn er an einer Stelle im ersten Satz immer unvermittelt das Tempo stark drosselt!? Dafür gibt es aber die am besten eingeleitete und gestaltete Durchführung von allen bisher genannten Aufnahmen zu hören ). Diese Einspielung bietet zudem noch eine "Zugabe" mit zwei der bekanntesten Impromptus.


Was ich an seinem Werk bisher besonders bewundere:
Neben diversen Werken der Kammermusik (z.B. "Der Tod und das Mädchen", den langsamen Satz aus "Rosamunde" u. a.) und der mir insgesamt ausgesprochen sympathischen Klaviermusik, die das Instrument wirklich als Ausdrucksmittel und nicht als Medium für aufdringlich lärmende Zirkusnummern verwendet, habe ich insbesondere die "unvollendete" H-moll-Sinfonie verinnerlicht, die ich wohl auch in nur wenigen Sekunden-Ausschnitten beim Hören sofort wiedererkennen würde. Wen auch immer die Durchführung des 1.Satzes kalt lässt, dem ist wohl mit musikalischen Mitteln nicht beizukommen.... Leider kann ich keinen Tipp für "die" rundum gelungene Aufnahme geben (aus interpretatorischer Sicht bevorzugte ich früher eine Aufnahme auf dem Billig-Label "Saphir" (Südwestdeutsche Philh., Neidlinger), die ich mal über einen Buchclub erstanden hatte, bei der aber z.T. unsauber intoniert wird...). Ich empfehle noch die Aufnahmen von Klemperer
(Legacy-Live), Szell, Wand, Kleiber und die mit Abbado aus 2002.
Dieses Werk allein schon im Tempo richtig anzugehen u.s.w. scheint auch für die Top-Orchester und Dirigenten (vgl. z.B. Böhm, Kleiber, Muti, Karajan oder Harnoncourt) ein wirklich schwieriges Unterfangen, da gebe ich Konrad Beikircher mit seinen Anmerkungen in seinem populären Konzertführer recht....
Desweiteren mag auch ich die Liederzyklen und hier insbesondere natürlich die einzigartige "Winterreise", die ich während meiner Ausbildung auch mal an einem Gymnasium im Artland mit Schülern eingehend behandelt habe.... Dieses Werk ist mir in diversen Einspielungen lieb geworden, zuletzt noch in gefilmter Form mit dem sehr, sehr guten Thomas Hampson und seinem überragenden Klavierbegleiter (z.B. bei "Die Krähe"), die 2002 im Schubert-Saal in Wien aufgenommen wurde. Daneben sei auch eine der "weiblichen" Fassungen, z.B. die mit Brigitte Fassbaender und dem sie sehr "musikalisch" begleitenden Pianisten und Komponisten Aribert Reimann als interessante Alternative zum Hören empfohlen.

Und allgemein: Schuberts Satzkunst, hier insbesondere seine Modulationskünste (in weitestem Sinne). Man höre sich als Beispiel den überaus "farbigen" ersten Satz der B-Dur-Klaviersonate an - mit Radu Lupo! -, bei der der Komponist wunderbar ausschweifend und erfindungsreich von einer neuen Spielfigur/einer neuen harmonischen Wendung in die andere hinübergleitet, dazu ein Kopfthema wie es schöner auch von einem Beethoven nie erfunden wurde (der für mich im Übrigen mit dem Thema des langsamen Satzes der "Pathetique" diesbezüglich sein Bestes gegeben hat, was - siehe unten! unter Mozart - mich aber trotzdem kaum mehr für ihn einnimmt, denn auch hier klingt es m. E. doch sehr nach einer "Inspiration" durch Mozartsche "Vorlagen", hier ein Seitenthema aus dem langsamen Satz der superben Mozartschen Klaviersonate in c-moll, KV457, das er allerdings wiederum genial weiterverarbeitet hat ... ). Als berückend empfinde ich ebenso das Thema des 2. Satzes der Schubertschen A-moll-Sonate D537, welches beinahe identisch ist mit dem Rondo-Thema des 4. Satzes der fantastischen, späten A-Dur-Sonate D959 - wiederum als Tipp: Radu Lupu!. Und schließlich noch seinen allgemeinen melodischen Einfallsreichtum sowie diese sehr natürliche Art tief-musikalischer Empfindsamkeit, die sich immer wieder in seiner Musik ausdrückt, nicht dieses spürbar krampfhafte "Wollen" wie beim von ihm bewunderten Kollegen Beethoven. Fürsprecher wie ich werden u. U. auch von "lyrischer" Qualität, Spötter dagegen vielleicht eher von "Weichei"- Musik sprechen....

Eine gewisse Seelenverwandtschaft zu Schubert besteht für mich ebenso über mein Hauptinstrument, die klassische Gitarre, die auch Schubert zu Hause besaß, bespielte und gern auf Ausflüge etc. mitnahm und zuweilen darauf oder sogar bewusst dafür komponierte (es gibt diverse Zeugnisse und auch ein hinterlassenes Instrument). - Die mit "Hommage à Schubert" untertitelte Gitarren-Sonate von Manuel Ponce gehört nebenbei erwähnt zu den besten mir bekannten Gitarren-Kompositionen.... -
Wie im Falle Mozart gilt auch für Schubert meine allgemeine Faszination für einen Komponisten, der in nur wenigen Jahrzehnten so Großes schaffen konnte.

Ach ja, ....
Es gibt da auch Werke, die wohl eher dem Zeitgeist bzw. dem Umfeld/dem Hoffen auf ein Einkommen o. ä. geschuldet sind: "Der Hirt auf dem Felsen" oder die diversen "Tänze" etc., die ich wiederum spöttisch ausgedrückt als Form von "Alpenpop" beschreiben würde. Und dann habe ich mal in Erwartung einer großen Sache eine Vervollständigung des Komponisten Denisov vom unvollendeten Oratorium "Lazarus" für teures Geld erworben, die sich aber für mich mich als großer Flopp erwies. - Mit den in den letzten Jahren veröffentlichten anderen, größeren Bühnenwerken, die z.T. auch ergänzt oder erst jetzt zu aufführungsreifen Produktionen zusammengestellt wurden werde ich mich hoffentlich noch beschäftigen dürfen..
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Nachtrag: Der Pianist Michael Endres bietet mit seiner 6-CD-Box (Capriccio) eine gute und günstige Gesamtaufnahme der Schubertschen Klaviersonaten und die für mich ausgewogenste aller mir jetzt noch bekannten Versionen der von mir oben gepriesenen Sonate D664, dabei etwas mehr "interpretierend" als die schlichtere Solomon-Fassung und vor allem mit dem besten Tempo für den ersten Satz. -
Desweiteren habe ich mir gerade noch von meiner Lieblingssonate D784 eine Live-Einspielung aus 1970 mit Emil Gilels besorgt und angehört. Kurz: Aus interpretatorischer Sicht ist dieser Mitschnitt deeeer Hammer!, auch wenn der Pianist einige Male hörbar daneben greift..., jedenfalls noch besser als die o. g. Richter-Aufnahme aus der gleichen Zeit. Der erste Satz und besonders die relativ kurze Durchführung ist 'zum Heulen' schön gespielt (da ist noch mehr "ruuussische Sääle" drin...). Der rhythmisch vertrackte Mittelteil des langsamen Satzes und der Anfangsteil des letzten werden überdies bei keiner mir sonst bekannten Aufnahme so exakt und verständlich dargeboten. Ab sofort neben der o. g. Sokolow-Aufnahme meine persönliche Referenz für dieses Werk. -
Eine gute und sehr günstige Einspielung aller Sinfonien gibt es zudem in einer 4er CD-Box (Ricardo Muti u.a.) zu erwerben, ebenfalls eine Empfehlung wert... (besonders gelungen finde ich dabei die Einspielung der IV. Sinfonie).
Aus der letzten Zeit gefallen mir noch die Versionen von Immerseel. -
Und schließlich noch meine letzte "Entdeckung": Wer wirklich außergewöhnlich gut gespielte und aktuell veröffentlichte Klaviermusik von Schubert hören möchte: Hier klicken und weiter "yahooen" nach Amir Katz....

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BISHER:


Wolfgang (Amadé) Mozart ist für mich derjenige unter den allgemein als "groß" anerkannten Komponisten, dessen Kunst und Lebensleistung man wohl am wenigsten mit herkömmlichen analytischen Mitteln wirklich "fassen" kann, weshalb ich ihm eine Sonderstellung einräumen würde ( - also doch ein "Autist"?...).
Dieser Komponist lässt mich immer wieder staunen, je mehr 'Unerwartetes' ich von ihm höre bzw. neu kennenlerne. Zuletzt war das z.B. der Fall beim wiederholten Betrachten eines DVD-Mitschnitts seiner Oper "Idomeneo" (eine Drottningholm-Produktion), veröffentlicht in der Reihe "Die Opernsammlung" von DeAgostini/Arthaus, bei der er meines Erachtens nicht so sehr durch ohrwurmgleiche melodische Einfälle (aber doch insgesamt grandiose Musik ohne einen Hauch von Langeweile über immerhin zweieinhalb Stunden) als durch eine stellenweise verblüffende und reiche Orchesterbehandlung, was Mozart selbst vielleicht dazu veranlasst haben mag, bei dieser Oper als von eine seiner `besten Schöpfungen` zu sprechen. - Bei "Die Gärtnerin aus Liebe", die ich gerade auch noch sah, gilt es dann wieder insbesondere die außerordentliche melodische Erfindungsgabe zu bewundern. ( Um soviel gute Einfälle unterzubringen, hätte Beethoven wohl drei Opern gebraucht; so hat er sich an der Ouvertüre für eine abgearbeitet, die am Ende dann aber doch noch sehr 'markant' geriet und insbesondere das "Quartett" und auch der Gefangenenchor aus dem "Fidelio" gehören ja mit Recht zu den Höhepunkten der Opernliteratur.... Dieser hat aber nur zu oft beim Komponieren bis zur völligen 'Verkrampfung' mit sich selbst um jede Note "ringen" müssen, und das hört man m. E. immer wieder durch: Der erste Satz der 3. Sinfonie z. B. hört - um beim Wort zu bleiben - und hört nicht auf.... Sehr interessant sind in diesem Zusammenhang jedoch auch die relativierenden Anmerkungen/CD-Einspielungen von Leonard Bernstein bezüglich der überlieferten Entwürfe zur 5. Sinfonie. - Mir jedenfalls ist dieses häufig wie aufgesetzt wirkende Pathos des vom Schicksal beschwerten, ewigen Weltverbesserers im Zusammenhang mit seiner Musik im Grunde eher suspekt und noch suspekter sind mir die überzogen weihevollen Ehrfurchtsbekenntnisse von "Bewunderern" (vgl. z. B. Joachim Kaiser). Mit den sich ebenfalls gern selbst viel zu wichtig nehmenden "Wagnerianern" oder den scheinbar jetzt doch allmählich immer weniger werdenden Anhängern des "Zirkus-Karajani" geht es mir ähnlich, aber dazu an anderer Stelle mehr).

Mozart hingegen brauchte meist nur mehr aufzuschreiben, was ihm die Muse sowieso an wirklich genialen Eingebungen bescherte, die häufig genug auch gleich "punktgenau" trafen und keinerlei Korrektur bedurften.... - Übrigens: Klingt in der Arie des Leporello zu Beginn von Don Giovanni nicht eindeutig auch Beethovens "größter Hit" an? - "...e non voglio più ser... Tochter aus Elysium ..." - "Honi soit qui mal y pense").

Ich jedenfalls bin gerne bereit und habe mir vorgenommen, mich weiter von Mozartschen 'Schöpfungen' überraschen zu lassen und in meiner Lebenszeit noch möglichst viel vom überlieferten Gesamtwerk dieses einzigartigen Komponisten anzuhören bzw. anzusehen. - Als nächste Aktion steht ein Besuch der Essener Oper an, die ihre vielgelobte Produktion des "Don Giovanni" für einige, wenige - und bereits ausverkaufte - Aufführungen in 2008 wieder aufgenommen hat. Ich bin freudig gespannt....

Was ich an seinem Werk bisher besonders bewundere:
An erster Stelle natürlich die Opern, insbesondere "Figaros Hochzeit" (Tipp: Arthaus-DVD, Barenboim u.a.) mit dem unglaublich `dicht` komponierten Finale vom zweiten Akt (ähnlich so auch der zweite Akt des "Idomeneo") und der perfekt gelungenen "Ouvertüre", welche auch als herausgelöstes Orchesterwerk mit seiner Spritzigkeit überzeugt (ähnlich so auch bei der Ballettmusik aus dem "Idomeneo") und seinen "Don Giovanni" als absolut beeindruckendes "Gesamtkunstwerk" (Tipp: Arthaus-DVD, Conlon u.a.). - Ach, beinahe hätte ich doch dieses seltsame "Singspiel", die "Zauberflöte", ganz vergessen ("... diese Oper entzieht sich konsequent jedem Schubladendenken, und das ist gut so! Man sollte sie als das sehen, was sie ist: Ein Höhepunkt des Musiktheaters schlechthin, ein vergnügliches und berührendes Stück mit einer Musik, deren überirdische Schönheit über den zum Teil sehr wirren Handlungsverlauf mehr als hinwegtröstet.", zit. aus einer Amazon-Nutzer-Wertung). Und hier meine Vorschläge für die besten Interpretinnen der "Rache-Arie": Edda Moser, Editha Gruberova und aktueller auch die sich eher zurücknehmend interpretierende Patricia Petibon und schließlich als Kontrast hierzu die fulminante Diana Damrau!!!
In diesen Bühnenwerken gibt es immer wieder Unerwartetes zu bestaunen: In "Soave sia il vento", einem eigentlich "klassischen" Terzett aus "Cosi fan tutte" klingt es gar (je nach Einspielung mehr oder weniger deutlich), als hätte Mozart mal eben 80-100 Jahre vorgegriffen und einen Streicher-Hintergrund komponiert, der auch in Smetanas "Moldau" nicht "eklektisch" geklungen hätte, das Ganze mehrfach unterbrochen von einer Art "Tristan-Akkord"-Wirkung ....
Desweiteren das "Requiem" mit dem bestürmenden "Confutatis" und dem betörenden "Lacriomosa" u. a. (Tipp: Die von singenden Schauspielern des Wiener Burgtheaters vorgetragene Fassung dieses Stückes, das Anfang des Jahres 2006 als Teil einer der ersten Jubiläumssendungen zum 250en Geburtstag im Fernsehen gesendet wurde), den überirdisch klingenden langsamen Satz aus dem Klarinettenkonzert (ruhig auf die im Film "Jenseits von Afrika" verwendete Einspielung zurückgreifen), die Sinfonie G-moll, Nr.40 (z.B. mit den atemberaubenden Modulationen in der Durchführung des 1.Satzes und dem "schaurig-schönen" Menuett...) (Tipp: Von Karajan im "Breitwand-Streicher-Sound", EMI, bis zur spritzig-solistischen Fassung unter dem Dirigat von Marc Minkowski empfehlenswert; sehr gut eingespielt auch unter Szell oder Marriner), den "Kehraus"- Satz der Sinfonie Nr.41, den ersten Satz der Sinfonie Nr.36 mit dem Händel-"Hallelujah"-Zitat (Tipp: Unitel-DVD, Carlos Kleiber u.a.) oder auch das Klavierkonzert Nr.20 (Tipp:Silverline Classics-DVD, Maria Tipo u.a.), die "6 Variationen in d-moll, KV360" für Violine und Klavier (Tipp: Oistrach und Badura) oder auch das 'Tempo di Menuetto' aus der Violinsonate K.304 (Tipp:EuroArts-DVD mit Gil Shaham u.a.), alle Klaviersonaten (s. auch oben unter Schubert!), die mit Friedrich Gulda unter dem Titel "Mozart For The People" (DVD) veröffentlicht wurden, vor allem die beiden langsamen Sätze aus der Bläserserenade "Gran Partita", das unglaubliche "Qui Tollis" aus der C-moll-Messe u. v. m.. - Zuletzt noch gehört und für herausragend befunden: Das Streichquartett B-Dur, "Die Jagd" (wenn man sich darauf 'einlässt', 'trägt' es einen regelrecht fort)....

Und allgemein: Die wie selbstverständlich wirkende "Leichtigkeit" mit der alles Komponierte entstand, die große Bandbreite, die es bietet sowie Mozarts scheinbar grenzenlose Gabe, wunderschöne Melodien `aus dem Hut zu zaubern`: Etwa "Dove sono i bei momenti" aus "Figaro" oder "Ruhe sanft...." aus "Zaide"; leider gibt es, vgl. unten!, auch von letzterem Beispiel kaum gute Interpretationen...) und nicht zuletzt die bei aller vordergründigen "Gefälligkeit" immer wieder verblüffenden Ausbrüche und Wendungen hin zu dramatischer Geste, die seine Musik charakterisieren (manchmal auch umgekehrt wie beispielsweise im Trio des 3. Satzes der G-moll-Sinfonie) .... - Wer noch behauptet, Mozart, dieser Komponist von volksnahen "Ohrwürmern" hätte spätestens beim "Kontrapunkt" seine Grenzen kennengelernt, der hat nicht hingehört und sollte vielleicht beginnend mit KV 608 sein Studium fortsetzen. Dies Werk findet sich in einer Bearbeitung für zwei Klaviere zusammen u. a. mit "Ruhe sanft..." und anderen Highlights auf der Begleit-CD von 'T Haarts Buch "Mozart und ich", das ich als schnellen, populären Einstieg in das Werk empfehlen kann, da es in der Hauptsache auch aus vielen weiteren ausgewählten Hörempfehlungen besteht. (Seine immer mal wieder eingestreuten Anmerkungen bezüglich Rock-/Popmusik sollten besser einfach ignoriert werden...). Wer mehr Hintergrundwissen zu Werk und Vita möchte, kann sich ja in eine der vielen Mozart-Biographien vertiefen. Als relativ aktuell sei die von Maynard Solomon empfohlen.

Ach ja, ....
es gibt da allerdings auch Mozartsche Werke, die mir persönlich in eher unguter Erinnerung geblieben sind. So musste ich z.b. einmal einen Konzert-Abend mit gleich vier Sonaten (wohl Gelegenheitskompositionen für Schüler o.ä. ?) für zwei Spieler bzw. zwei Klaviere über mich ergehen lassen, vorgetragen von zwei Hannoveraner Professoren auf Original-Instrumenten . Das war vom gebotenen Material und von der Klanglichkeit her nun wirklich allerhöchstens interessant, aber überhaupt keine Freude.... (welche "Offenbarung" ist dagegen z.B. das Konzert für zwei Klaviere u. Orchester, KV 365, Gilels u.a.) -

Den Arien-Hit "Dies Biiiiildnis ist bezaubernd schön..." aus der "Zauberflöte" mochte ich auch noch nie besonders, bzw. es gibt kaum Aufnahmen davon, die man m. E. als besonders gelungen bezeichnen könnte (am ehesten wohl die von Fritz Wunderlich...); dann schon lieber das volksnahe "Frühlingslied" (Komm, lieber Mai und mache....), thematisch im herrlich 'musikantischen' 3. Satz des auch insgesamt sehr hörenswerten Klavierkonzerts Nr. 27 verarbeitet (Tipp:Decca, Ashkenazy).

Und zum Schluss noch etwas Zitierfähiges vom berühmten Lautenisten Hopkinson-Smith:
"Es mag sein, dass viele mit ihren Werken den Himmel erreichen, aber Mozart, der kommt von dort!"

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Johann Sebastian Bach "müsste eigentlich 'Johann Sebastian Meer' heißen" soll der berühmte Kollege Beethoven mal bewundernd und in Anspielung auf dessen gewaltigen musikalischen Gestaltungs- und Erfindungsreichtum sinngemäß geäußert haben. (Wissenschaftlich ausgedrückt: Bach ist der Größte!) - Obwohl schon mehr als reichlich über diesen Komponisten-Übervater der temperierten, dur-moll-tonalen-Zeitrechnung geschrieben wurde und auch ich an anderen Stellen bereits mehrfach Hörempfehlungen gegeben habe, hier noch einige meiner Favoriten aus seinem riesigen Werk, das mittlerweile sogar in mehreren Gesamteinspielungen vorliegt:

Was ich bisher besonders bewundere:
Zum "Niederknien" ist z.B. die Arie"Gott ist unsere Zuversicht" aus der Kantate BWV 197 (Anne Sofie von Otter u.a.) sowie das "Erbarme dich..." aus der Matthäus-Passion, interpretiert von Christa Ludwig, Otto Klemperer u.a. aber auch die schlicht-schöne Aria "Bist du bei mir..." aus dem "Notenbüchlein", auch die "Cello Suiten" (für mich ein Paradebeispiel für einen gelungenen Zyklus an Instrumentalmusik) mit Casals, das "Italienische Konzert", z.B. in einer Aufnahme mit dem Pianisten (und notorischen Mitsummer) Glenn Gould
(der das Werk angeblich selber gar nicht mochte...) - in der jetzt posthum herausgbrachten CD-Version von Friedrich Gulda noch besser..., desweiteren "jauchze und frohlocke" ich auch beim "Weihnachtsoratorium" (Kantatensammlung) mit u.a. den English Baroque Soloists unter John Eliiot Gardiner, und mag zudem besonders die "outstanding" Chaconne aus der Dm-Violin-Partita (DVD-Live-Mittschnitt mit Mullowa in Leipzig und als Tipp: Auch mal die Gitarrenfassung mit John Williams hören!), das Konzert für zwei Violinen u. Orchester in einer älteren Einspielung mit den Geigern der Oistrach-Familie, die Orgel-Fantasie G-Dur, gespielt von Simon Preston, die "Gavotte en rondeau" aus der Suite in E für Laute bzw. auch Violine und - na klar: Auch die "Goldberg Variationen" und davon die zweite Einspielung mit Glenn Gould u. g. v. m. (s. auch unten!).

Und allgemein:
Diese unglaubliche Lebensleistung, die dieser Mensch vorweisen kann und die herausragende Qualität und Originalität seiner Kompositionen, die er - relativ abgeschieden von den damals bedeutenden musikalischen Zentren - für sich bzw. in der Hauptsache zur Ehre 'seines' Gottes schuf... Sein Werk beeinflusst Komponisten bis zum heutigen Tage maßgeblich und lässt Instrumentalisten manchmal "alt aussehen", wenn alles "den Bach runter" zu gehen droht....

Ach ja, ....
Es gibt schon auch Bachsche Werke, die ich nicht so sehr schätze, weil sie mangels zündender Idee irgendwie austauschbar erscheinen oder mir einfach viel zu "verkopft" und im Effekt manchmal auch arg "spröde" sind ( wie einige späte, hochartifizielle Fugenwerke ). Dagegen sind mir jedenfalls die majestätisch-schöne Orgelfuge BWV 578 in G-moll, die Fuge BWV 1000 in G-moll für Violine bzw. Laute, die Fuge aus "Präludium, Fuge, Allegro" für Laute oder das beliebte Präludium und die zugehörige Fuge in C-moll aus dem WTK die reinste Freude....

Abschließend möchte ich wiederum einen berühmten Menschen zitieren, der sich einmal folgendermaßen geäußert haben soll:
»Was ich zu Bachs Lebenswerk zu sagen habe: Hören, spielen, lieben, verehren und - das Maul halten!« (Albert Einstein, in einer Umfrage der "Illustrierten Wochenschrift", 1928) - So sei es dennn....
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