ZULETZT HINZUGEFÜGT:

10)
Giordano, Umberto: „Andrea Chenier" oder: Freiluft-Oper at it's best ...
Ich hatte bereits diverse Male und durchaus mit Vergnügen Opernaufführungen im Freien miterleben dürfen. Allerdings waren da doch auch einige darunter, an die ich mich nicht mehr so gern zurückerinnere... - und die frühjährlichen Medienankündigungen a la "Nabucco" in der 'einmaligen Athmospäre des Kirchplatzes' XY mit 'Mitgliedern des Sinfonie Orchesters Krakau und Mitgliedern der Mailänder Scala' rufen bei mir höchstens noch ein müdes Lächeln hervor aber keinerlei Euphorie.
Im Zusammenhang mit einem sommerlichen Kurzurlaub am Bodensee ergab sich nun die Gelegenheit, zusammen mit Freunden einen der bekanntesten, festen Orte für derlei Aufführungen zu besuchen - die "Seebühne" im österreichischen Bregenz, die u. a. auch bereits als Kulisse für den vorletzten James Bond-Film herhalten musste. Auf dem Spielplan stand eben jene Verismo-Oper Giordanos über das persönliche Denken, Handeln und Schicksal eines Dichters und seines Umfeldes in den Wirren der Französischen Revolution.
Ich hatte mich bis zum abendlichen Event bewusst 'ungebildet' gehalten und wollte die Chance nutzen, das mir bis dato nur musikalisch beiläufig und vom Inhalt grob bekannte, rund zweistündige Werk möglichst unvoreingenommenen wirken lassen zu können. Und das hat sich trotz der instabilen Wetterverhältnisse an diesem Tag mehr als gelohnt. Wir hatten wohl das Glück, bei "einer der besseren, wenn nicht der besten Produktion" dabei sein zu dürfen, die die "Bregenzer Festspiele" laut vielfacher Kritiken bisher zur Aufführung brachten.
Grandiose, sich immer wieder überaschend neu wandelnde Bühnenkulisse, kongeniale Regiearbeit, beeindruckend perfekte Klangwiedergabe, an Höhepunkten reiche, überaus farbige Musik in Verwandtschaft zur Tonsprache Puccinis, zwischen den Akten verbunden durch extra neu hinzukomponierte, sehr effektvolle 'Schlachtenmusik', CD-reif gespielt von glänzend aufgelegten Wiener Symphonikern, ein Heer von z.T. sehr aufwändig kostümierten Darstellern sowie ein auch in der schwierigen männlichen Tenor-Hauptrolle (eine der Glanzpartien von Placido Domingo) sehr gut besetztes Sängerensemble sorgten dafür, dass ich diese Aufführung, bei der ich wohl durchgehend mit offenem Mund dagesessen haben muss, nie vergessen werde.

Ich möchte deshalb abschließend jedem Interessierten dringend raten, die Chance für einen Besuch im Jahr 2012 wahrzunehmen, wenn das Stück auf der Bregenzer Bühne in eine zweite Spielzeit geht. - Wer es nicht abwarten kann, darf sich schon im Vorfeld die gelungene Gesamt-Einspielung mit James Levine zu Gemüte führen. Leider fehlt hier natürlich die reizvolle Zwischenaktmusik der Bregenzer Aufführung.... Ich hoffe nun sehr auf eine Video-Produktion dieser Inszenierung. Bei den vielen positiven Kritiken könnte das für die Bregenzer ja eine neue, ernsthafte Vermarktungsoption sein. "Schaun mer mal"....

9)
Strauss, Johann: „Die Fledermaus" oder: Wenn Operette, dann diese ...
Aus heutiger Sicht einerseits antiquiert wirkend und andererseits doch auch herrlich amüsant (als eine Art "Feuerzangenbowle" mit Musik), so kommt hier die "Fledermaus" (Uraufführung 1874) daher. Die komödiantische Handlung (inklusive stotterndem Advokaten) würde in modernisierter Form auch heutzutage in "Verstehen Sie Spaß" noch als Idee durchgehen (jemand möchte jemanden mit Hilfe von eingeweihten Verbündeten "hochnehmen" und daraus entsteht ein boulevardesques Verwirrspiel. "Cosi fan tutte" ist ja letzendlich auch so konstruiert; nur mit noch mehr "Moral"...). Die Musik von Strauss (gemeint ist der Sohn!) erreicht in der größtenteils vom Librettisten Richard Genée ausgeführten Instrumentierung aber durchaus Verdische Qualität (aus "Rigoletto" wird denn auch mehrmals zitiert, obwohl Strauss hier ja selber reichlich "Ohrwürmer" bietet); die Bühnenausstattung ist großzügig, die Regie durch Otto Schenk ist absolute Spitze; die Darsteller agieren und singen weitgehend kongenial. Der musikalische Leiter (Carlos Kleiber) ist in seiner Art, ein Orchester zu Höchstleistungen zu bringen, sowieso kaum übertroffen und gerade das ihm vertraute Bayrische Staatsorchester macht da keine Ausnahme (nur höllisch aufpassen mussten die Damen und Herren, denn der Herr Dirigent ließ schon mal - gerade hatte er seinen Platz am Pult erreicht - kaum eine Sekunde verstreichen, riss er den Taktstock ohne Vorwarnung hoch und setzte sofortige Präzision in den fulminantesten Läufen quasi als Selbstverständlichkeit voraus. Man könnte - positiv gesehen - auch von blindem Vertrauen in die Akteure und das Erarbeitete sprechen...). Die Bildqualität ist noch gut, die Bildregie sehr gut, die Klangqualität u. a. auch auf 5.1 nachgearbeitet; DGG-Unitel-DVD, aufgenommen 1987 in der bayrischen Staatsoper; 155 Min. Gesamtspielzeit inclusive spärlichem Bonusmaterial.


BISHER:

8)
Dvorak, Anton: „Rusalka", DVD-Video. Ich mache es in diesem Fall mal kurz: Dies ist für mich eine der musikalisch reizvollsten Opernschöpfungen (nicht nur wegen des Highlights "Lied an den Mond"...) und basiert auf einer märchenhaften Handlung, die sich u. a. an der "kleinen Meerjungfrau" von Andersen orientiert. Mehr hierzu über diesen Link. In dem Wikipedia-Artikel wird allerdings unterschlagen, dass es diesen o. g., wunderbaren Londoner DVD-Live-Mitschnitt aus Mitte der 80er Jahre gibt, der wiederum in äußerlich zwar unterschiedlichen, jedoch inhaltlich gleichenVarianten auf dem Markt erhältlich ist. Ich empfehle natürlich die zur Zeit günstigste Ausgabe, die in der "Zweitausendeins-Edition" erschienen ist. Bei Inszenierung, sängerischer Leistung und beim Klangbild ist hier alles vom Feinsten. Einzig die aus heutiger Sicht nicht mehr zeitgemäße Filmqualität, die in etwa der einer guten VHS-Cassette entspricht, ist als einschränkendes Kriterium hinzunehmen; ich ziehe aber trotzdem diese fesselndere, ältere Version den aktuelleren vor....

7)
Berg, Alban: „Wozzeck", DVD-Video, Arthaus, 1987. Ich hatte als Student aufgrund einer interessanten Seminaraufarbeitung sogar mal ernsthaft vor, eine Examensarbeit im Zusammenhang mit dieser Oper zu verfassen. Für mich gehört sie jedenfalls auch nach heutigem Kenntnisstand zu den attraktivsten Opern-Schöpfungen des gesamten 20. Jahrhunderts, begonnen 1915 und uraufgeführt 1925. Sie hat mit ca. 90 Min.eine „himmlische (Spielfilm-)Länge", ist dabei grob in drei Akte und diese sind wiederum in kurzweilige „Szenen" unterteilt. Die Handlung wurde inspiriert durch das Schicksal einer realen, psychisch kranken Person namens Woyzeck und basiert auf der literarischen Verarbeitung in Georg Büchners eindrucksvollem, gleichnamigem Drama. Ort und Zeit der Handlung sind eine kleine Garnisonsstadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts....

Die durchwegs atonale, zuweilen zwölftönige Musik wirkt an keiner Stelle trocken oder wird gar zum reinen Selbstzweck, sondern dient stets lautmalerisch und sehr „farbig" orchestriert dem Verständnis der Handlung. Zur 'Lebendigkeit' tragen zudem diverse, meist kurze (einleitende, verbindende oder beendende) Orchestermusiken bei. Weitere ‚Auflockerungen' ergeben sich durch gelegentliche Einstreuungen von (verfremdeten) Zitaten aus der Volks- und Popularmusik.
Wer sich also „neuer", sogenannter expressionistischer Musik (die ja nun bald selbst schon wieder ein Jahrhundert alt ist) nähern möchte, findet hier ein dankbares Studienobjekt - auch wenn ich weiß, dass nicht alle mir bekannten Gymnasiallehrer vor Freude in die Hände geklatscht haben, als sie erfuhren, dass „Wozzeck" zum Pflichtprogramm der Einheitsabiturprüfungen in Musik vorgegeben wurde ….
Ich empfehle an dieser Stelle einen DVD-Live-Mittschnitt dieser Oper zur Ansicht, diesmal aus Wien mit Franz Grundheber, Hildegard Behrens u.a. in den Hauptpartien und Claudio Abbado als musikalischem Leiter. Diesen gibt es günstig in der neuen Opernreihe bei „Zweitausendeins" zu erwerben. Klang (PCM-Stereo) und Bild (4.3) sind auch unter heutigen Ansprüchen noch durchaus akzeptabel. Aktueller, "moderner" inszeniert und von technisch besserer Qualität (aber für mich eben nur zweite Wahl) ist der Frankfurter DVD-Mitschnitt unter der Regie von Peter Mussbach (Arthaus, 2006), den ich als Alternative hier noch vorschlagen möchte.


6)
Giuseppe Verdi:„La Traviata", DVD-Video, BBC/DECCA, 1994/95. Es ist wohl schon ein Dutzend Jahre her, dass ich diese DVD mal ausgeliehen hatte, absolut beeindruckt davon war und dies zum Anlass nahm, mir diese um 1850 entstandene Verdi-Oper auch einige Male selber live anzusehen (zuletzt in einer durchaus gelungenen Produktion im vermeintlich provinziellen Osnabrück...). Mitlerweile wurde genau jener Mitschnitt aus dem "Covent Garden"-Opernhaus in London sogar mehrfach neu aufgelegt und auch ich habe diesen schließlich für meine private Sammlung erworben, obwohl es sich bei "La Traviata" ja um eine der meistgespielten Repertoireopern handelt, die inzwischen bereits wieder in diversen anderen Versionen auf DVD und Blu-Ray-Disc gebannt wurde, u. a. in einer von den Medien extrem beworbenen Einspielung mit dem angeblichen Traum-Duo Netrebko-Villazon....

Über die Jahre hat sich aber mein damaliger Eindruck noch verstärkt, dass mit dieser Traviata eine mustergültige Einspielung vorliegt, eine sogenannte "Referenz", die wegen ihrer Vorzüge auch nach Jahrzehnten noch Vergnügen bereiten dürfte.Warum? - Da wäre zunächst und vor allem die hier einmal glaubhaft wirkende Besetzung der drei Hauptfiguren Violetta, Alfredo und Vater Germont als Grund zu nennen, die auch künstlerisch kaum geglückter sein könnte, sieht man von dem sich arg steif auf der Bühne bewegenden Leo Nucci einmal ab. Was aber dagegen Angela Gheorghiu insbesondere im letzten Akt auch an schauspielerischer Leistung auf die Bühne bringt, das hätte und hat - ich muss es gestehen - wahrscheinlich nicht mal die von mir vergötterte Maria Callas toppen können. Wie ihre legendäre Vorgängerin "ergibt" sie sich hier mit Haut und Haaren ihrer Rolle (und schaffte mit dieser Produktion aus 1994 ihren endgültigen Durchbruch...) - Frank Lopardo als ihr Partner verfügt über eine sehr angenehme Tenorstimme und trägt beinahe ebenso maßgeblich zum Gelingen bei, wobei mich das sattsam bekannte "Libiamo" des Anfangs beim damaligen ersten Hören nicht "vom Hocker riss" und dann auch nicht völlig vorurteilsfrei weiterhören ließ, was sich jedoch mit weiteren Durchläufen relativierte, denn der Gesamteindruck ist in seinem Falle auch von der sängerischen Seite her doch sehr gut....
Verdi hat mit seiner genialen Streicher-Einleitung, die vor dem dritten Akt nochmal wiederholt wird, eines der für mich "romantischten" musikalischen Stimmungsbilder geschaffen, die mir bekannt sind. Mit diesem eigentlich simplen Trick entführt er auch die 'nüchternsten' Zuschauer in nur wenigen Minuten Dauer in die Welt seiner Oper, und in der Interpretation durch Carlos Kleiber ist dies von geradezu "überirdischer" Wirkung.... Daneben gibt es natürlich viele weitere Höhepunkte in diesem höchst attraktiven Bühnenwerk, bei dem die Hauptzutaten (Handlung und Musik) grundsätzlich einfach stimmig sind und das hier zudem in sehr überzeugender Weise umgesetzt wird. Ich beschränke mich deshalb abschließend darauf, die traditionell gehaltene Regiearbeit und Ausstattung, die weiteren Akteure, den Chor und die Instrumentalisten sowie den für seine äußerst präzise Orchesterführung bekannten Dirigenten Sir Georg Solti pauschal zu loben und möchte lieber noch einige Anmerkungen zur DVD-Technik machen: Die Bildqualität (4:3) kann als noch gut bewertet werden, das Klangbild ist auf Dolby 5.1 "nachgearbeitet" worden und erscheint insgesamt ausgewogen und präsent. Die auch deutschsprachigen Untertitel sind unaufdringlich in das Gesamtbild integriert worden.
"Wenn Sie sich La Traviata in dieser Aufnahme, mit diesen Sängern, diesem Dirgenten und diesem Orchester ansehen und -hören, legen Sie sich genügend Taschentücher bereit. Eine glänzende Violetta wird Sie in ihren Bann ziehen. Ich glaube, wenn Verdi diese Aufnahme sehen und hören könnte, er wäre begeistert. Zum Teufel mit diesen ganzen sogenannten "modernen" Inzenierungen. Das Stück spielt im Jahre 1840 und da gehören entsprechende Kostüme und Bühnenbilder eben dazu!" (zit. aus einer Amazon User-Rezension). Ich schließe mich weitgehend an: Meine wärmste Empfehlung für diese Aufführung. - Übrigens: Die für uneingeweihte Zuschauer möglicherweise befremdlich wirkenden Ballett-Einlagen beim "Fest" sind Verdis Konzession an den italienischen Zeitgeist, der solcherlei Tanzeinlagen in einer Oper nunmal erwartete.... - Und schließlich: Wer grundsätzlich auf beste und neueste technische Qualität wert legt, dem sei die neuere Scala-Blu-ray-Einspielung mit Gheorghiu, Maazel u. a. empfohlen. Man muss hier allerdings mit einer - eigentlich für die Rolle nicht mehr glaubwürdigen - rund 15 Jahre älter gewordenen Traviata leben, die auch stimmlich nicht mehr ganz das Niveau der Londoner Aufführung erreicht. Dafür hat sie mit Ramon Vargas diesmal einen brillianteren Tenor an ihrer Seite.... - Na ja, schließlich war schon die Besetzung der Uraufführung dieses Werkes nur belächelt worden, weil die damalige Violetta für eine Schwindsüchtige, die sie nun einmal zu spielen hatte, schlicht ungeeignet war. Sie brachte eine viel zu korpulente "Violetta auf die Bretta", weshalb das Stück - man mag es heute kaum glauben - zunächst beim Publikum durchfiel....


5)
„Les Contes d'Hoffmann" (Hoffmanns Erzählungen). An dieser Oper (einer Folge von Szenen über Inhalte aus literarischen Vorlagen des auch in Frankreich damals beliebten Romantikers E.T.A. Hoffmann, bei denen Hoffmann hier selbst zum Helden der Erzählungen gemacht wurde) hatte Jacques Offenbach sieben lange Jahre gearbeitet, bevor sie 1881 endlich zur Uraufführung kam. Diese konnte er selber allerdings nicht mehr miterleben. Der Komponist hatte jedoch Teile der Oper bereits vorher vor Publikum 'getestet', erhielt die erwünschten positiven Rückmeldungen und auch die Uraufführungs-Variante, an der Anfangs noch diverse Änderungen vorgenommen wurden, wurde schließlich bereits ein voller Erfolg. Eine Inszenierung in der von Offenbach ursprünglich gedachten Version dieser "phantastischen Oper" hat es, durch verschiedene Umstände verursacht, dagegen bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts nicht gegeben. Erst dann vermochte das bei ehemals französischen Zensur-Behörden in Paris wiederentdeckte Original-Libretto auch Rückschlüsse auf die Originalgestalt dieser Oper zu geben; vorher war für Aufführungen immer wieder an diesem Werk "herumgedoktert" worden. Die Musik allerdings, mit etlichen Höhepunkten angereichert, hatte wie angedeutet von Beginn an Wohlgefallen erzeugt. Das musikalische Spektrum reicht dabei vom gewitzten Mozart-Zitat bis zu Chansonhaftem, vom ausgefeilten Orchester-Vor und -Zwischenspiel und Bravour-Arien bis zu clownesque Derbem oder auch im Gegenteil sehr Feinsinnigem für Solisten und Chöre, wobei Offenbach viele eingängige Melodien (z.B. auch die berühmte "Barcarole") gelungen sind. Kurz: sie kommt sehr abwechslungsreich und überaus "gefällig" daher und es macht einfach einen Riesenspaß, diese Oper zu erleben, die schon von den beiden Librettisten mit diversen komischen Elementen angereichert wurde .
Konventionell, jedoch brilliant und aufwändig inszeniert sowie mit erstklassiger Besetzung noch aufgewertet (Pretre, Domingo, Baltsa, Cotrubas, u.a.; ein Höhepunkt ist die Olympia von Luciana Serra, ein weiterer das Terzett im 3. Akt mit Cotrubas, Ghiuselev und Cannan....), ist die Londoner Covent Garden-Aufführung aus 1981, die auf einer NVC-ARTS-DVD festgehalten wurde (in einer auch für heutige Ansprüche noch annehmbaren Bild(4:3)- und Tonqualität).
Die Oper dauert übrigens in dieser älteren Fassung 2,5 Stunden und geht dabei über 3 Akte; es gibt aber auch Aufführungs-Varianten mit 5 Akten, die bis zu 3,5 Stunden dauern können. - Gerade mal 115 Minuten dauert die dreiaktige, kunstvoll-opulente und mehrfach prämierte Verfilmung "The Tales of Hoffmann" aus 1951, die 2005 bei "Arthaus" als DVD (historisches, aber sehr gutes 4:3-Vollbild!) eine Neuauflage erfahren hat, die ich als ergänzende Erfahrung ebenfalls sehr genossen habe....


4) „Peter Grimes" ist die wohl meistgespielteste Oper des von mir auch darüber hinaus bewunderten, gemäßigt "modernen" britischen Komponisten Benjamin Britten. Die New Yorker "Met"-Aufführung unter Donald Runnicles aus 2008, auf Doppel-DVD, EMI, veröffentlicht, bietet eine excellente Möglichkeit, sich diesem wirkungsvollen, abendfüllenden Werk zu nähern. Es stimmt hier einfach alles: Die auf George Crabbe (1810) zurückgehende, realitätsnahe Story aus dem Fishermen-Milieu, die bei Britten und seinem Librettisten Slater eher als psychologische Gesellschaftstudie ausgelegt ist, wurde weitgehend originalgetreu in Szene gesetzt. Die Besetzung der sehr schweren tenoralen Hauptrolle mit Anthony Dean Griffey ist mindestens sängerisch absolut vorbildlich, die Musik für mich sowieso herausragend (die besonders attraktiven Zwischenaktmusiken gibt es übrigens auch als gesonderte Orchesterwerke - als "Four Sea Interludes" - veröffentlicht). Ich habe bisher keine weiteren Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Aufführungen dieses Werkes, vermisse diese aber auch nicht wirklich, denn diese eine ist schon einfach nur "great Britten"....


3)
„Cosi fan tutte" oder: Wenn es doch nur wirklich mal alle (wenigstens so ähnlich) machen würden….

Ich jedenfalls bin jetzt auch von dieser Mozart-Oper endlich restlos überzeugt worden. Die Argumente hierfür lieferte die gerade auf 3Sat gezeigte, aktuelle Aufführung der Salzburger Festspiele 2009. Wenn Oper so „rüberkommt" (" modern" zwar und immer "in Bewegung", jedoch ohne diese oftmals hergeholten Regie-Zutaten, die man nun wirklich nicht mal ansatzweise in die Originale hineininterpretieren kann…), ist mir um die Weiterwirkung des Genres auf nachfolgende Generationen nicht bang. Dass die zugrundeliegende Musik mit zur besten gehört, steht lange fest; wenn sie dann noch solche Interpreten findet (mit den eher „relaxten" Wiener Philharmonikern und wunderbar gestalteten Bläserparts, mit Patricia Petibon als im Gegenteil etwas überkandidelte Despina und weiteren 5 Spitzensolisten, die sich vor allem gleichzeitig auch als glaubwürdige Darsteller beweisen konnten), dann darf man wohl von Oper "at it's best" sprechen, was ich hiermit aus eigener Wahrnehmung bestätigen möchte und ich gehe davon aus, dass es demnächst auch eine DVD-(oder gar Blu-Ray-)Veröffentlichung von „Unitel" geben wird, die es mir und anderen ermöglicht, meine Wahrnehmungen (nochmals) nachzuvollziehen.

Natürlich sind bei einem solchen Ereignis immer auch viele Berufskritiker (oder sollte ich sagen: Berufsmäßige Wichtigtuer) dabei, von denen man z.B. folgendes nachher lesen konnte:
Bereits in der Überschrift: „Applaus für eine fade ‚Cosi fan tutte'". - Da haben wir es schwarz auf weiß: Das Publikum war mal wieder zu blöd, um es selber zu merken..., und dann weiter: „Schnell wird klar: Die Welt hat jetzt eine neue, aber recht brave Inszenierung einer Mozart-Oper. Eine, die in Ordnung ist und ihr Publikum finden wird. Aber die als Beitrag zum Stand der Dinge in der aktuellen Mozart-Interpretation ebenso entbehrlich ist wie als Beitrag zum Thema Verletzlichkeit von Liebe und Unmöglichkeit von Treue". (Zitate von Christoph Lindenbauer/APA). - Na, klar, da muss doch noch was bleiben….
Immerhin konnte er nicht einfach übersehen, dass [Klaus Guths] ‚Cosí fan tutte', mit der er nach ‚Figaro' und ‚Don Giovanni' seinen Da-Ponte-Zyklus für die Salzburger Festspiele vervollständigte, funktioniert" und: „Ein großer Teil der Punkte vom Publikum geht auf das Konto des [Solisten-] Sextettes".
In einem Internet-Forum war von einem Otto Normalverbraucher zu lesen: „Ich wollte nur mal fragen ob heute zufällig irgendwer den Mitschnitt auf ORF von 'Cosi fan tutte' von den heurigen Salzburger Festspielen aufgenommen hat...habs leider nur zur Hälfte gesehn, und hat mir ziemlich gefallen". - Mir auch ….. Ich habe diverse DVD-Live-Mitschnitte dieser Oper (zuletzt unter Barenboim und der Regie von Doris Dörrie) gesehen. Diese Salzburger Aufführung aus 2009 ist jedoch von allen bisherigen die überzeugendste! Wer es konventioneller mag, dem empfehle ich die Arthaus-DVD aus 2001 mit Cecilia Bartoli u.a. als zweitbeste....

2)
Henry Purcell - "The Fairy Queen" (Die Feenkönigin) wurde von der English National Opera im Jahre 1995 modern aber angemessen barock (opulent) in Szene gesetzt und mit einer Prise typisch englischen Humors gewürzt. Dabei ist "große Oper" herausgekommen - ein Schmaus für Ohren und Augen. Festgehalten ist das alles auf einer "ARTHAUS"-DVD, die auch in der "DeAGOSTINI" Opernreihe als Teil 36 veröffentlicht wurde. Die Bild- und Klangqualität würde ich als "gut" bezeichnen und als Anspieltipps seien von mir z.B. die Index-Nummern 2, 5 und 63 empfohlen und insbesondere natürlich das bekannte, schlichte aber wunderschöne "If Love`s a sweet passion..." (Nr. 23), das auch zu meinen persönlichen Lieblingsstücken gehört.... - Sex & drunks and Shakespeare - und die "Musi" spielt dazu...

1)
Wagner, Richard - "Tannhäuser" (Kollo, Weikl, Meier, Mehta u. a.), Live-DVD, Arthaus. Diese mir liebste aller Wagner-Opern (vor diesem Heinrich "graut's mir" nicht...) entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie steht noch zwischen "Nummernoper" und "durchkomponiertem Musikdrama" und wird häufig als die "italienischte" aller Wagner-Opern beschrieben. - Die Musik ist durchgängig reizvoll ("wohlklingend"), für Wagner schon beinahe verschwenderisch abwechslungsreich und dabei schon mit typischen Wagnerschen Mitteln für einen erweiterten Orchesterklang angereichert (die von süchtigen Wagnerianern so ersehnten rauschhaften Klänge gibt es auch hier stellenweise zu bewundern...). Zudem enthält sie einige echte "Höhepunkte"; so ertönt beispielsweise gleich zu Beginn (und später auch im "Pilgerchor" verwendet) durch die Blechbläser eine fesselnde Melodie von ähnlich eingängiger Qualität wie in der "Rienzi"-Ouvertüre, gefolgt von einer marschartigen, später von "Heinrich von Ofterdingen" (Tannhäuser) mehrfach wiederholten, wieder überaus einnehmenden Melodie u. v. m.. Zudem gibt es im weiteren Verlauf weitere wirkungsvolle Chöre zu hören und als besonderes "Bonbon" singt sein ritterlicher Freund "Wolfram von Eschenbach" (ohne Rückgriff auf Götter-, Heldensagen und andere legendäre Erzählungen und deren Figuren und Fabelwesen geht es auch bei dieser Wagner-Schöpfung nicht...) das berühmte "Oh, du mein holder Abendstern" (ein - jedenfalls in seiner Art - bei Wagner leider nur singulärer "Volltreffer"...).

Neben der herausragenden Musik gibt es für mich zwei weitere gute Gründe, gerade diese Wagner-Oper zu empfehlen: A) Die vom Komponisten selbst zugrundegelegte, mehrschichtige dramatische Erzählung (u. a. von den Liebesgefühlen Tannhäusers zwischen den Extremen purer sinnlicher Wollust und minnehafter Überhöhung) ist - so mit Pathos überfrachtet sie auch daherkommt (von Wagner später im "Tristan" nochmals bis ins Überirdische überhöht) und trotz verschiedener Aufführungsvarianten (zunächst ohne, dann eine Fassung mit "Bacchanal"...) und trotz des für das Zuschauer-Verständnis notwendigen Vorwissens und trotz Handlungssprüngen im Stück selbst - doch einigermaßen nachvollziehbar und im Kern von den in der Oper handelnden Personen zu abstrahieren. Kurz: Sie behandelt im Grunde zeitlose Bedürfnisse, erzählt von gesellschaftlichen Zwängen und Normen, zeigt sehr "menschliche" Verhaltensweisen.... - Es ist jedoch überliefert, dass der unzufriedene Wagner selbst in seinen letzten Lebensmonaten über eine nochmalige Neufassung seiner Oper nachdachte: Er sei der Welt noch den Tannhäuser schuldig.... Dies spiegelt sicher einerseits die besondere Bedeutung dieser Oper für den Komponisten selber wieder, zeigt aber vielleicht auch: "Die Verknüpfung von Religions-, Gesellschafts-, Künstler- und Erlösungsdrama überdehnt[e] selbst die dramaturgische Genialität eines Richard Wagner" (Pedro Obiera in NRZ-Kultur vom 31.03.2008). - B) Wo ich gerade noch von "zeitlos" sprach: Diese Wagner-Oper ist trotz ihrer Länge von wenigstens ca. 3 St. und 30 Min. (noch) erträglich und von ihrer Wirkung insgesamt her betrachtet auch noch erfreulicherweise weit weniger "schwülstig" als ihre Nachfolger (Anhänger des "Wagner-Kults" würden die Formulierung "schwülstig" schon der Selbstbeweihräucherung wegen sicher gegen 'schwierig' austauschen wollen...).

Einen sehr unterhaltsamen, provozierenden Tannhäuser in der "schlankeren" Dresdener Urfassung durfte ich Anfang 2009 in Essen miterleben (eine Inszenierung durch Hans Neuenfels, gespickt mit vielfältigen Anspielungen, u. a. auch auf andere Werke des Komponisten, der später sogar "höchstpersönlich" mitsamt seinem Mäzen, Ludwig dem II. auf der Bühne erscheint und das weitere Geschehen seiner Figuren mitverfolgt...).
Ich empfehle hier die oben erwähnte DVD-Veröffentlichung einer Aufführung der "schwülstigeren" Pariser Variante durch die Bayerische Staatsoper aus dem Jahr 1994, auch wegen der Kombination mit einem Buch von Geeske Otten zur Entstehung und zur Rezeptionsgeschichte des Werkes, weshalb diese Ausgabe gegenüber der reinen DVD-Ausgabe als "Sehbuch" bezeichnet wird. (Und übrigens: An das Vibrato von René Kollo gewöhnt man sich...; er ist sängerisch jedenfalls dieser extrem schwierigen Tenor-Partie wirklich gewachsen. Auch Waltraud Meier macht als "Venus" hier eine gute Figur; in einer anderen Wagner-DVD-Einspielung finde ich sie als "Isolde" dagegen schlichtweg nicht zu ertragen...).